Es ist erneut ein Testlauf für den bundesweiten Warnmittelmix: Am Donnerstag, 11. September, findet der bundesweite Warntag statt. Punkt 11 Uhr wird es in ganz Deutschland laut: Sirenen heulen, Warn-Apps schlagen Alarm, Cell-Broadcast-Nachrichten erscheinen auf den Displays von Handys. Auch im Landkreis Northeim werden an diesem Tag die Warnsysteme getestet. Ziel ist es, die Menschen im Notfall schnell und zuverlässig zu erreichen – und die Abläufe regelmäßig zu überprüfen.
Die Städte und Gemeinden im Landkreis Northeim investieren seit Jahren, unter anderem gefördert durch den Bund, in den Ausbau ihres Sirenennetzes. In die Jahre gekommene Sirenen wurden durch neue Modelle ersetzt, andernorts abgebaute Standorte wieder ertüchtigt, um die Bevölkerung im Gefahrenfall flächendeckend warnen zu können. Der Warntag zeigt dabei jedes Jahr aufs Neue, wie wichtig eine Kombination aus modernen digitalen Systemen und bewährter akustischer Warnung ist.
Seit Juli 2024 verfügt der Landkreis Northeim über einen eigenen Fachzug Bevölkerungswarnung und Öffentlichkeitsarbeit. Diese noch junge Einheit ist fester Bestandteil des Bevölkerungsschutzes und übernimmt die Aufgabe, im Ereignisfall aktuelle Informationen zu sammeln, aufzubereiten und schnell an die Bevölkerung weiterzugeben. Gleichzeitig wird jeder Einsatz im Landkreis Northeim daraufhin analysiert, ob potenzielle Gefahren für die Bevölkerung entstehen könnten – und wie diese im Ernstfall schnellstmöglich kommuniziert werden.
„Unser Anspruch ist klar: Wir wollen die Menschen im Landkreis Northeim im Notfall bestmöglich warnen und informieren“, betont Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. „Dafür entwickeln wir unsere Konzepte kontinuierlich weiter und setzen auf enge Zusammenarbeit mit allen Kommunen und Behörden.“ Diesem Anspruch soll die Einheit auch im Krisenfall gerecht werden können. Mit moderner Technik, auch bei Ausfall von Telekommunikation und Stromversorgung, mit den Verwaltungsstäben der Kommunen und der Kreisverwaltung kommunizieren und aufbereitete Informationen übertragen zu können, zählt ebenso zu den Herausforderungen wie die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern in derartigen Einsatzlagen, etwa mithilfe von Lautsprecherdurchsagen.
In den vergangenen Monaten hat der Fachzug unter der Führung der Zugführer Konstantin Mennecke und Joel Fröchtenicht seine Arbeit in verschiedenen Verwaltungsstäben im Landkreis und darüber hinaus vorgestellt. Dabei wurden Abläufe erläutert und Kooperationen für den Ernstfall vereinbart. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Konzept der Notfall-Anlauf-Punkte, das gemeinsam mit den Kommunen praxistauglich weiterentwickelt wird. Diese Anlaufstellen sollen Bürgerinnen und Bürgern in einer länger andauernden Krisensituation, etwa bei einem Stromausfall oder dem Ausfall der Telekommunikation, als zentrale Orte für Informationen und Hilfe dienen.
Gemeinsam mit den sechs mobilen Warntrupps, stationiert in Sebexen, Katlenburg, Bühle, Moringen, Lauenberg und Bodenfelde werden viermal im Jahr nicht nur Lautsprecherdurchsagen und potenzielle Einsatzlagen geübt, sondern auch aktuelle Ereignisse, zuletzt mehrere großflächige Stromausfälle in Italien und Frankreich, aber auch Unwettersituationen wie die Ahrflut oder das Weihnachtshochwasser 2023, nachbesprochen. Der Fachzug mit seinen Mitgliedern dient daher auch als Ideenschmiede zur Weiterentwicklung von Konzepten für den Schutz der Menschen im Landkreis.
Neben der technischen Warnung ist die persönliche Vorsorge entscheidend. Deshalb hat der Landkreis Northeim in den vergangenen Monaten mehrere Hundert Bürgerinnen und Bürger bei Informationsveranstaltungen erreicht – sowohl bei Infoabenden als auch bei öffentlichen Events. Dort standen Themen wie die richtige Notfallausstattung, Verhalten bei Stromausfällen oder die Bedeutung der Sirenensignale im Mittelpunkt. Weitere Veranstaltungen dieser Art sind für das Winterhalbjahr bereits terminiert.
„Der Warntag ist ein guter Anlass, sich selbst einmal zu fragen: Bin ich vorbereitet, wenn etwa durch Stürme oder Baggerarbeiten der Strom ausfällt oder durch eine geplatzte Trinkwasserleitung kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt?“, erklärt Holger Schulz, Leiter des zuständigen Fachbereichs 22 Brand- und Katastrophenschutz. „Wir möchten die Menschen motivieren, sich mit einfachen Mitteln, die früher nahezu jeder zu Hause hatte, auf eventuelle Notfälle vorzubereiten“.
Eine Taschenlampe mit auswechselbaren Batterien, Wasser aus Flaschen anstelle der ausschließlichen Nutzung von Wassersprudlern oder auch das notwendige Wissen über Sirenensignale und Warn-Apps gehören mit dazu. „In kaum einem Landkreis in Deutschland wird so transparent und mit so einem großen Warnmittelmix informiert, wie im Landkreis Northeim“, betont Konstantin Mennecke, Zugführer des Fachzuges Bevölkerungswarnung. „Wer sich die App NINA auf seinem Smartphone installiert, wird nicht nur vor Gefahren, etwa einer Brandrauchausbreitung gewarnt, sondern erhält direkt auch die passenden Handlungsempfehlungen. Und das nicht nur im Landkreis Northeim, sondern überall, auch bei Reisen innerhalb von Deutschland.“
Hintergrund: Der Warntag
Der bundesweite Warntag findet einmal im Jahr statt, jeweils am zweiten Donnerstag im September. Bund, Länder und Kommunen testen an diesem Tag gemeinsam alle Warnmittel. Dazu gehören Sirenen, Radio, Fernsehen, Warn-Apps wie „NINA“ und das Cell-Broadcast-System, das Nachrichten direkt auf Mobiltelefone sendet. Auch der Landkreis testet seinen Warnmittelmix, zudem außerdem mobile Warn- und Durchsageeinrichtungen, das Warntelefon sowie eine Drohne samt Durchsage-Lautsprecher gehören. Nach dem Warntag erfolgt durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) eine Auswertung, um Stärken und mögliche Schwachstellen zu erkennen und Verbesserungen einzuleiten.