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Schwitzen unter CSA: So trainiert die Umweltfeuerwehr

Bei den fordernden Einsätzen mit gefährlichen Stoffen und Gütern wird zumeist der Chemikalienschutzanzug (CSA) benötigt, um die Kameradinnen und Kameraden vor den oft zunächst unbekannten Gefahren zu schützen.Deshalb führt der zweite Zug der Feuerwehrbereitschaft 4 (Umweltfeuerwehr) neben den regelmäßigen Aus- bzw. Fortbildungen und Übungen ein jährliches Training speziell für das Tragen dieser Körperschutzform durch.

So wurden bei dem Dienst am 25.01.2020 die grundlegenden Kenntnisse über die Handhabung der Schutzausrüstung und das Verhalten bei Notfällen aufgefrischt sowie die Abarbeitung von kleinen Einsatzszenarien unter Zuhilfenahme der verfügbaren Gerätschaften geprobt. Diese waren nah an häufig vorzufindenden Lagen der Realität angelehnt.

Bei der Körperschutzform 3 treten für die Träger besondere Belastungen auf. So kann es je nach Außentemperaturen zu einem enormen Wärmeanstieg im Anzug kommen und die Kameraden verlieren in ihrer kurzen Einsatzzeit von maximal 20 Minuten enorm viel Flüssigkeit. Das Gewicht der zusätzlichen (Schutz-)ausrüstung erschwert ihnen die Arbeit unter dem CSA zusätzlich. Außerdem nimmt die Feuchtigkeit im Anzug unter Umständen sehr schnell zu, weshalb auch die Sicht zudem noch durch Beschlagen der Innenscheibe eingeschränkt wird. Aus diesen Gründen finden die regelmäßigen Übungen und Ausbildungen mit dem CSA für die Kameraden der Umweltfeuerwehr fortlaufend statt.

Zunächst bauten die Kameraden unter der höchsten aller möglichen Schutzformen die ihnen bekannten Einsatzmöglichkeiten einer Mehrzweckleiter auf. Es folgte eine ausgedehnte Suche in einer LKW- Fahrzeugkabine nach Beförderungspapieren, da diese Papiere bei Einsätzen mit gefährlichen Gütern den Führungskräften wichtige Informationen geben können. Eine Fahrzeugkabine ist für einen Chemikalienschutzanzugträger sehr beengt, weshalb er mit besonderer Vorsicht arbeiten muss, da aus diesem Grund eine erhöhte Gefahr besteht, das Anzugmaterial mechanisch zu beschädigen. Die Kommunikation im Trupp war bei dieser Aufgabe außerdem von großer Bedeutung, sodass unter der erschwerten Sicht der Bereich vollständig systematisch abgesucht wurde.

Der Einsatz des Chlorgasflaschendichtsets an einer Gasdruckflasche folgte an der dritten Station. Es folgte das Umpumpen einer Flüssigkeit eines undichten IBCs mittels Handmembranpumpe in ein sicheres Behältnis. Währenddessen galt es für alle Träger zudem noch, verschiedene chemische Stoffnamen über Funk nach dem nationalen Buchstabieralphabet an die Atemschutzüberwachung zu übermitteln.

Das anschließende Aufrichten von etlichen durcheinander liegenden Fässern und Kanistern forderte die letzten Kraftreserven, denn sie waren mit bis zu 430l Inhalt gefüllt. Diese Situation finden die Kameraden zum Beispiel häufig bei verunglückten Lastkraftwagen mit geladenem Gefahrgut vor und erfordert eine gute Teamarbeit und Absprache untereinander. Gerade diese ist in einem CSA stark erschwert und zumeist nur über Funk möglich. Deshalb tragen alle Truppmitglieder ein Funkgerät mit einer Sprechgarnitur im Anzug, dessen handflächengroße Sprechtaste von außen vom Träger gedrückt werden kann und das direkt am Ohr einen Lautsprecher besitzt.
Die sechste Station konzentrierte sich auf die Feinmotorik, welche durch die Anzugeigenschaften, wie einer schlechten Sicht und große bzw. dicke Handschuhe, nur sehr beschwerlich zu bewältigen war. Mit Hilfe des Einsatzes eines „kühlen Kopfes“, der für eine entsprechende Ruhe sorgte, und des räumlichen Vorstellungsvermögens, bauten die Träger ein Legoauto lediglich anhand von Fotos nach.

Die letzte Aufgabe widmete sich der Kennzeichnung gefährlicher Güter während einer Beförderung auf der Straße. Die Teilnehmer ordneten Placards nach den international gültigen Klassen gefährlicher Güter und ergänzten sie handschriftlich mit der entsprechenden Bedeutung.
In einem zweiten Durchgang sollten sich die Kameraden an die höheren physischen Anforderungen gewöhnen bzw. verschiedene Notfallsituationen abarbeiten. So wurden sie mit einer Situation konfrontiert, bei dem ein Truppmitglied den Anschluss an seine Kameraden bei schlechten Sichtbedingungen verloren und Panik bekommen hat. Zusammen mit dem Rettungstrupp suchten sie das Objekt nach dem Vermissten ab und führten ihn an die Absperrgrenze, an der er weiter betreut wurde. Auch ein Problem mit der Luftversorgung war weiterer Bestandteil des Trainings. Bei komplettem Ausfall eines Atemschutzgerätes, hat der Träger je nach Gegebenheit die Möglichkeit, noch etwa 2-5 Minuten Atemluft aus dem Anzuginneren zu nutzen. Folglich muss eine schnelle Not- Dekontamination und Befreiung erfolgen.

Interessierte Kameraden, die aktiv im Landkreis Northeim in einer Ortsfeuerwehr tätig sind, sind jederzeit willkommen, an einer Dienstveranstaltung des zweiten Zuges teilzunehmen. Der Zug trifft sich im zweiwöchentlichen Wechsel freitagabends und samstagvormittags.

Weitere Informationen und Dienstpläne unter http://www.umweltfeuerwehr.de

Text und Fotos: Sina Rusteberg

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